Montag, 29. Mai 2006
7. Itrag
Seit Johanna weiss, dass sie gehen muss gibt sie sich sehr viel mehr Mühe. Sie hofft wohl, dass Lis doch noch weich wird. Nur Lis meint, wenn sie ihr sagen würde sie könne bleiben dann würde wieder ins alte Muster fallen.
Am Samstagmorgen, ich war eigentlich schon wach, da ich einen Alptraum gehabt hatte, wollte einfach noch ein wenig liegen bleiben, hörte ich ein Klopfen an der Haustüre und jemand rief: „Miss Lis, Miss Lis...“ Ich dachte och nö, stand dann aber doch auf um zu schauen wer da war. Es war Eric und es war noch nicht einmal halb acht. Er sagte, dass Miss Lis gesagt habe er könne kommen. Ich erklärte ihm, dass es aber schon noch ein wenig früh sei, da meinte er er würde draussen warten. Das brachte ich dann doch nicht übers Herz. Ich bat ihn herein und machte uns eine warme Milch. Dann spielten wir Spiele, denn ehrlich gesagt ich wusste wirklich nicht was mit ihm reden.
Später erzählte mir Lis, seine einzigen Kleider seien die Schuluniform. Ausserdem habe er ihr auf die Frage geantwortet wo den seine Eltern wären, seine Mutter sei gestorben und wo sein Vater sei wisse er nicht. Er wohne bei seinem Grossvater zusammen mit noch anderen kleinen Kindern. Mir ist das schon noch eingefahren. Stellt euch mal vor ihr hättet nicht einmal eine Jacke. Was aber noch viel schlimmer ist sie bekommen von einer Nonne im Monat einen Sack irgendwas, was aber hinten und vorne nicht reicht, was soviel heisst, wie dass sie viel den ganzen Tag nichts zu essen haben. Ich denke wir alle mussten das noch nie erleben, was es heisst am Morgen ohne etwas zu essen zur Arbeit zu gehen und am Abend ohne etwas zu essen ins Bett zu gehen.
An diesem Morgen habe ich noch Tijmbinaye einen Computerkurs gegeben. Sie ist Keyboardlehrerin im APC, eine ganz lustige;-) Hat gefunden ich wäre eine gute Lehrerin gewesen, dabei war ich alles andere als professionell gewesen. Hat aber Spass gemacht. Sie begreift viel schneller als die Sekretärin von Lis.
Am Samstagnachmittag waren wir noch bei einer deutschen Ärztin eingeladen zu Kaffee und Kuchen. Sie hat einen schwarzen Namibianer geheiratet und total süsse Kinder. War noch interessant ihr und Lis zuzuhören. Die erleben ja schon beide immer und immer wieder Sachen, da wird einem ganz anders. Die Ärztin hat erzählt (sie arbeitet bei Aidsprojekten mit) sie hätte mal eine HIV Patientin gehabt, die hätte einen neuen Freund gehabt und ernsthaft von ihm ein Kind gewollt. Dabei hatte diese Frau wegen Aids schon zwei Kinder verloren.
Oder Lis hat von einem Knaben erzählt, dem sie zum sagen dass er etwas gut gemacht hat auf die Schultern geklopft hat. Er habe laut aufgeschrieen. Sie sei erschrocken und wollte sich gerade fragen was sie falsch gemacht habe, da sehe sie das Blut. Sie habe das T-Shirt hochgeschoben und drei Striemen auf seinem Rücken gesehen. Sie sei sofort zur Stelle für Kinderschutz mit den Kindern gegangen, aber die wollten nicht helfen weil sie selber vor dem Stiefvater, der das dem Knaben angetan hatte, Angst hatten. Schon schlimm, dass aus Angst vor dem Täter, der Täter als der Gute hervorgeht.
Gestern, Sonntag wollte mir Papa telefonieren, was er dann auch tat. Nur wir haben keine 10 Worte gewechselt, da war die Leitung tot. Lis sagte das passiere noch viel, auch mit dem Strom, dass man einfach keinen Strom mehr habe. Beim Telefon könne es sein dass jemand diese Kupferleitungen gestohlen habe. Stellt euch mal vor das würde bei uns dauernd passieren....
Am Nachmittag schaute ich noch nach was für Tjimbinaye und Selma wichtig sein könnte, Computermässig. Danach bin ich ins APC gegangen. Alle Lehrer haben ein Ämtchen, so auch ich. Meins ist die Bühne und alles unter den Zuschauerbänkchen sauber zu halten. Am Schluss hatte ich Schwielen vom vielen Wischen;-)
Am Abend ist schon wieder Hans gekommen, er ist mit Lis auswärts essen gegangen, also sind Johanna und ich alleine zurück geblieben. Beim Essen hatte ich Johanna gefragt wo sie lieber wohnen würde, hier in Tsumeb oder daheim in Oshikuku. Da fing sie an zu erzählen. Daheim in Oshikuku sei einfach dass Problem, sie würde gerne dort ins APC gehen um Keyboard zu lernen, aber sie müsse den ganzen Tag auf dem Mahangufeld helfen (Mahangu ist so eine Art Hirse, das ist das Hauptnahrungsmittel der Owambos). Ihre Eltern würden folglich nicht erlauben, dass sie ins APC gehe. Ausserdem, die Freundinnen von ihrer Mutter seien against Lis und folglich auch gegen das APC. Weiter erzählte sie mir dass sie daheim von ihren Eltern kein Geld kriege, um mal etwas fürs Baby zu kaufen oder so was wie Seife. Ihr Freund, der Vater von Nusiku, müsse alles für sie bezahlen. Da dachte ich ja schon „Ist das eine Arme!“ Diese Eltern, bei denen sie lebt sind nicht ihre leiblichen Eltern und sie erzählte mir, die seien als sie noch nicht einmal ein Jahr alt gewesen war gekommen und hätten gesagt, das sei jetzt ihr Baby.
Diese Eltern hatten dann auch noch leibliche Kinder, die bessere Schulen als sie besuchen durften und die danach nach England gehen konnten, um eine gute Ausbildung zu bekommen. Ihr „Bruder“ meinte dann er würde ihr den Flug nach England bezahlen, nur ihre „Mutter“ habe gesagt das gehe nicht.
Am Abend dann habe ich das Lis erzählt, denn nun hat mir Johanna wirklich leid getan. Da hat Lis mir doch wirklich gesagt die ganze Geschichte sei erstunken und erlogen. Ich wusste wirklich nicht mehr was ich sagen sollte und auch Lis war erschrocken über diese grosse Lüge die sie erzählt hatte. Lis hatte eben ein wenig ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie sie nicht wollte und sie sich ja jetzt so grosse Mühe gab. Nach dieser Geschichte war sie dann aber wirklich von ihrem schlechten Gewissen befreit. Also mir würde man das Lügen schon beim ersten unwahren Wort anmerken, aber Johanna schaffte es sogar noch, dass ihre Augen wässrig aussahen.

Ich habe euch ja versprochen, dass ich euch zu jedem Bericht ab jetzt ein Foto liefern würde und da ich für diesen Bericht kein passendes habe, dachte ich mir ich könnte euch ein Foto von Raimi zeigen, da die ja schon viel in meinen Berichten vorgekommen ist.



So und damit beende ich diesen Beitrag.

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Hällöchen
Wie ich aus deinem Tagebuch lesen kann, erlebst du jeden Tag neue Abenteuer... Es ist mega spannend, von hier aus deine Erlebnisse zu verfolgen. Irgendwie erinnert es mich an mein Tagebuch, als ich in Mexico war. In der arwole läuft alles wie bisher... bald findet das Pergolafest statt. Natürlich kommen wir wieder zum musikalischen Genuss, der wie in jedem Jahr von Silvano dargeboten wird. Ich freue mich schon heute auf die ausgelassene Stimmung und die tänzerischen Höchstleistungen von Matthias und Ivan.

A liabs Grüassli vur arwole
Mirjam

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Sali;-)
Das freut mich jetzt aber en Komentar vo dir z laese;-) nimme jetzt mol a d Astrid het dir d Adraesse ge. Jo do erlaebi wuerklich immer wieder neus, isch scho mol interesant ine so e anderi Waelt choene ine zluege.
Oh ja das wird sicher laessig ds Pergolafest. Das werdi vermisse. Wuensche eu uf jedefall ganz viel Spass.
es liebs Gruessli usem ferne Namibia

Fernanda

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Winterliche Grüsse
Zur Zeit erleben wir den zweiten Winter mit Regen und etwa 5-10 Grad! Du bist eine total fleissige Bloggerin, super für uns. Hoffentlich wirst du uns gegenüber nicht allzu misstrauisch - aber dort lernt es dich wahrscheinlich täglich, wenn du solche Erlebnisse hast! Weiterhin viel Freude mit den netten Kids und auf bald wieder. Werde mal mailen.
Machs guet! Dis Cousinli

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Ein Hauch von Waerme...
schick ich dir;-) bei diesen Temperaturen zu Hause bin ich ja direkt froh dass ich hier in Namibia bin;-) Da brauchst du dir keine Sorgen machen, eigentlich bin ich von Narur aus ja keine misstrauische Person, nur hier ist es ehrlich gesagt wirklich schwer zu trauen.

Machs au guet!

Fernanda

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