Freitag, 28. Juli 2006
26. Itrag
Wie ihr sicher wisst sind meine zwei Wochen Ferien mit den Mädchen jetzt leider schon wieder vorbei. Es war eine sehr schöne Zeit mit den Mädchen. Ich habe es sehr genossen ihnen das Land zu zeigen und selbst wieder einmal von der zauberhaften Namibianischen Landschaft erfreut zu werden.
Ja, am Mittwoch 12. Juli habe ich mich ja in der Nacht mit dem Bus nach Windhoek aufgemacht. Es war schrecklich kalt und während ich fror hatte mein Gegenüber drei Decken, ich hatte meinen Schlafsack natürlich beim Gepäck gelassen. Als wir dann am Morgen früh in Windhoek ankamen konnte ich tatsächlich meine Füsse nicht mehr spüren. Das erste was ich tat in Windhoek war, ins Kalahari Sands (ein edles Hotel) Frühstücken gehen. Eigentlich war ich gar nicht hungrig vor lauter Nervosität, aber ich musste ja die Zeit bis zum Mittag irgendwie rumkriegen und ausserdem, meine Füsse mussten wieder auftauen.
Irgendwann, als es mir dann zu langweilig wurde dort rumzuhängen, rief ich Konstansia an (sie und Ida waren hier als Tjimbinaye das Baby bekam), da sie in Windhoek zur Schule geht. Sie freute sich sehr über meinen Anruf und nahm sich auch gleich Zeit mich zu treffen. Da sie aber eigentlich Schule hatte verbrachte dann Ida und deren Freundin die Zeit bis zum Mittag mit mir. Ich war ihnen wirklich sehr dankbar, denn so verging die Zeit wirklich wie im Fluge. Endlich war es dann Zeit um mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren und die Mädchen abzuholen. Ich war total nervös und hüpfte auf und ab in der Ankunftshalle ;-) Als ich sie dann endlich knuddeln konnte und wir unseren Mietwagen bezogen hatten ging die Fahrt zu unserem herzigen Hotel los. Wirklich ein wunderschönes Hotel mit einer total lieben Frau.
Am Freitag machten wir uns dann auf den Weg nach Solitaire. Ein Ort vor den berühmten Sanddünen, neben einer sagenhaften Landschaft hatten wir auch noch Glück mit unserem Hotel, alles hatte gestimmt. Ausserdem konnten wir dort am Sonnenuntergangspunkt einen sagenhaften Sonnenuntergang geniessen!



Am nächsten Tag machten wir uns dann endlich auf den Weg nach Sesriem, dies ist der Ort bei den Sanddünen. Auch bei dieser Fahrt gab es keine Zwischenfälle ;-) Als wir unseren Zeltplatz beziehen wollten war ich einfach ein wenig geschockt, dass wir für unser Auto plus jede Person noch Parkgebühren bezahlen mussten, die höher waren als die Campinggebühren. Aber wir bezahlten dann ohne zu murren. Als nächstes fuhren wir noch schnell zur Lodge, wo wir die Tour zu den Sanddünen für den nächsten Tag buchen gingen. Auch an diesem Tag wollten wir den Sonnenuntergang geniessen. Wir hatten es uns also gerade gemütlich gemacht, als ein Auto zu unserem Platz fuhr. Wir dachten schon wir müssten unseren Platz jetzt mit jemandem teilen, es stellte sich aber heraus, dass sie die genau gleiche Campingplatznummer hatten. Wir konnten dieses Problem dann zum Glück schnell lösen.
Diese erste Nacht im Zelt war alles andere als gemütlich, in der Wüste ist es nämlich sau kalt. Als wir am Morgen früh von unseren Handyweckern geweckt wurden, waren wir total durchgefroren. Aber egal, wir freuten uns auf unsere Tour zu den Sanddünen. Ich finde keine Worte um zu beschreiben wie schön es war.



Dies ist die beruehmte Dune 45.
Wir konnten so gar eine Wanderung auf die höchste Sanddüne machen. Es war total eindrücklich und vor allem der Abstieg war
sehr schön.



An diesem Abend entschieden wir uns, dass wir in die Soussusvlei Lodge essen gingen. Es war nämlich so, dass wir fast nichts mehr zu essen hatten und in diesem Lädelchen vom Camping hatte es eine sehr mickrige Auswahl. Am Abend davor bestand unser Essen aus einem Magnumglace. Die Entscheidung essen zu gehen war definitiv die richtige. Zu erst nahmen wir einen Apéro in der Hotelbar und dann konnten wir uns an diesem wunderbaren Buffet erfreuen. Kudu, Oryx, Zebra, Spiessli, Krokodilschwanz, Calamares mmmhhhhm, es war wie im Himmel ;-)
Am nächsten Morgen standen wir früh auf und brachen unsere Zelte ab, um uns auf den Weg nach Swakopmund zu machen. Bevor wir nach Swakopmund fuhren machten wir noch Halt in Walvis Bay, da wir von unserem Reiseführer wussten, dass es dort viele Pelikane zu sehen gibt. Nur leider sahen wir sie nur von weitem, da wir den Aussichtspunkt zu den Pelikanen nicht fanden. In Swakopmund angekommen fanden wir unseren Zeltplatz nicht. So fuhren wir dann zur Information, wo wir erfuhren, dass dieser ein wenig ausserhalb sei. Wir fragten nach einer anderen billigen Übernachtungsmöglichkeit. Sie empfahl uns einen Backpackers Namens Villa Wiese und welch ein Glück dieser hatte auch noch ein Zimmer für uns vier frei ;-) Wir schliefen definitiv besser in richtigen Betten als in unseren Zeltern auf dem Boden. Am nächsten Tag fuhren wir nach Spitzkoppe um ein wenig die Berge Namibias anzuschauen und eigentlich hätte man dort auch noch Bushmannszeichnungen vorfinden müssen, nur wir fanden sie nicht. Ausserdem, irgendwann konnten wir nicht mehr weiter suchen, da das Benzin knapp wurde und wir schleunigst eine Tankstelle aufsuchen mussten. Zum Glück hatte das Benzin noch bis zur Tankstelle gereicht ;-) Aber auch wenn wir ein wenig enttäuscht waren, dass wir die Zeichnungen nicht fanden, es hatte sich gelohnt diese „Berge“ waren wirklich schön anzuschauen. An diesem Tag schauten wir uns noch ein wenig Swakopmund an, wo ich dann auch noch meine zweite Ration der Polioimpfung bekam. Am Abend gingen wir italienisch essen ;-)
Am Mittwoch, 19. Juli fuhren wir nach Henties Bay, aber bevor wir unser Hotel bezogen fuhren wir noch weiter zum Cape Cross, wo sich ein ganzer Strand voll Robben befindet.



Es war wirklich ein Erlebnis, das muss man gesehen haben, es stinkt einfach ein wenig... Was mich auch bewegt hatte war, dass so viele tote Robben dort zu sehen waren.
Mit unserem Hotel in Henties Bay hatten wir auch Glück. Wir gingen dann im Hotelrestaurant essen. Zum Essen bestellten wir auch noch eine Flasche Rotwein. Als wir fertig gegessen hatten kam die Bedienung und sagte, der Manager würde uns eine Flasche Wein unserer Wahl spendieren. Wir waren wirklich baff, dass uns so etwas passierte ;-) Wir nahmen das Angebot natürlich an... Als wir dann auf dem Weg zu unseren Zimmern waren kam uns die Bedienung nochmals nach und lud uns im Namen des Managers in die Hotelbar ein. Da mussten wir dann ablehnen, da wir ja am nächsten Morgen wieder früh los mussten.
Am Donnerstag führte uns unsere Reiseroute nach Khorixas. Unterwegs machten wir noch halt um eine Führung zu den Felsbildern der Bushmännern zu geniessen. Die Bushmänner machten eben vor allem auch deshalb solche Felsbilder um ihren Kindern das Leben im Bush zu erklären, sie auf Gefahren aufmerksam zu machen.
Wir gingen auch noch die Orgelpipe anschauen. Eine wirklich schöne Felsformation die aussieht wie eine Orgel. Ausserdem erhielten wir beim versteinerten Wald auch noch eine Führung.
Nach der Führung im versteinerten Wald machten wir uns dann aber wirklich auf den Weg zu unserem Campingplatz in Khorixas. An diesem Abend waren wir ziemlich k.o. und nach einem kleinen Picknick in unserem Zelt legten wir uns früh schlafen.
Am Freitag war es endlich so weit, wir waren auf dem Wege in die Etosha zu den Tieren. Bevor wir aber zum Etoshapark fuhren machten wir noch einen Halt bei der Fingerklippe. Eine Felsformation, die ein wenig wie ein Finger aussieht und auf einem Hügel steht. Von diesem Hügel aus hat man eine schöne Aussicht auf die Landschaft.



Im Etoshapark angekommen war das erste Tier welches wir sahen eine Giraffe. Wir hatten dann Glück und sahen auch noch einige Tiere als wir auf dem Weg zu unserem Campingplatz in Halali waren. Als wir dort die Zelter aufgestellt und uns ein wenig von der Fahrt ausgeruht hatten, machten wir uns kurz vor Sonnenuntergang auf den Weg zum Wasserloch von Halali. Wir hatten Glück als wir beim Wasserloch ankamen war gerade eine Gruppe Elefanten am trinken. Leider sahen wir nach den Elefanten keine anderen Tiere mehr bei diesem Wasserloch, aber schon die Elefanten waren einen wunderschöner Anblick.
Am nächsten Morgen stellten wir den Wecker früh in der Hoffnung, dass wir Tiere am Wasserloch sehen würden. Leider hatten wir Pech, kein Tier liess sich blicken. So machten wir uns halt daran unsere Zelter abzubrechen. Danach machten wir uns auf Erkundungsjagd mit unserem Auto, damit wir hoffentlich einen Löwe sehen würden, leider hatten wir wieder Pech, der Löwe wollte und wollte sich nicht blicken lassen. Nachdem wir mehr oder weniger wieder die gleichen Tiere wie am Vortag gesehen hatten (Giraffe, Zebras, Gnus, Kudus, Springböcke, Steinböcke usw.) machten wir uns dann auf den Weg zu unserer nächsten Unterkunft, Namutoni. Dort hatten wir ein Appartement. Nachdem wir uns ein wenig eingerichtet hatten suchten wir das Wasserloch von Namutoni. Leider liessen sich nicht gerade viele Tiere blicken.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann ein letztes Mal auf Tiere zu suchen. Ich würde sagen wir hatten an diesem Morgen am meisten Glück. An jedem Wasserloch, an das wir ran fuhren fanden wir eine Horde Tiere vor. Es war ein schöner Abschluss für die Etosha. Am Nachmittag trafen wir dann in Tsumeb ein. Nach einem Picknick im Park stellte ich die drei Lis und allen die sich gerade bei Lis aufhielten vor. Auch hier in Tsumeb hatten wir übrigens Glück, der Backpacker hatte noch Platz für die drei und ich hatte ja ein Zimmer bei Lis. Am Abend gingen wir dann im Makalanihotel Pizza essen.
Am nächsten Morgen gingen die Mädchen und ich ins Kulturmuseum. Dort wird einem gezeigt wie die verschiedenen Stämme Namibias leben. War sehr eindrücklich und interessant. Am Nachmittag zeigte ich ihnen ein das APC und spielte dann noch ein wenig mit den Kindern. Es hat mich wirklich sehr gerührt, wie sehr die Kinder mich vermisst hatten und sich freuten, dass ich wieder zurück bin. Abends grillten wir dann zusammen beim Backbackers (Jasmin, Bianca, Samira, Patricia und ich). War total gemütlich.
Dann war es schon Dienstag, der letzte Tag, der mir mit den Mädchen blieb. Wir fuhren nach Grotfontein wo sich der scheinbar grösste Meteorit der Welt befindet. Nur für uns war das nicht so eindrücklich, wir hatten ihn uns grösser vorgestellt.
Am Abend hatte uns Lis eingeladen bei sich zu grillieren. Der grösste Witz war, eigentlich hatte Lis gar keine Zeit. Um sieben Uhr hatte sie noch nicht eingekauft. Bis wir essen konnten war es etwa halb neun. Ich war schon ziemlich wütend, denn ich hatte Lis schon erklärt, wir könnten einkaufen gehen oder wir müssten auch nicht unbedingt bräteln, wir könnten uns auch selber verpflegen.
Am nächsten Morgen kam dann also der Abschied. Ich war schon ein wenig traurig, dass mein Urlaub damit vorbei war und vor allem, dass die Mädchen jetzt wieder weg waren! Es war eine sehr schöne Zeit und einfach alles hatte gestimmt!
Ja, ich denke damit beende ich jetzt meinen Urlaubsbericht! Ich hoffe er ist nicht all zu langweilig ausgefallen, aber wenn ich noch mit mehr Details gekommen wäre, wäre er noch viel länger geworden.
Uebrigens, heute Mittag war ich dran mit kochen und ich habe es ueberlebt das erste Mal Leber zu kochen. Ich weiss, Eigenlob stinkt, aber muss sagen die Leber hat gar nicht so schlecht geschmeckt, auch wenn mein Mami und mein Papi diese viel besser gemacht haetten ;-)

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Mittwoch, 12. Juli 2006
25. Itrag
Dies ist vorläufig der letzte Beitrag. Es ist nämlich jetzt soweit. Ich fahre heute Abend mit dem Bus nach Windhoek, den morgen Nachmittag werden meine Freundinnen dort am Flughafen landen und damit können unsere Ferien beginnen ;-) Werde mich dann wieder melden, wenn ich zurück in Tsumeb bin.
Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass wir raus gefunden haben, dass Tjimbinaye nicht nur zwei, nein, sogar drei Kinder hat? Wir waren alle ziemlich empört darüber. Vor allem Lis war enttäuscht. Sie, die sie als einzige noch unterstützt und verteidigt hatte wurde so von ihr belogen. Stellt euch mal vor ihr habt nicht einmal für euch selber genug Geld und macht aber frisch und fröhlich ein Kind nach dem andern. Dazu kommt noch, dass die Kinder wahrscheinlich alle andere Väter haben und diese guten Väter abhauen sobald sie erfahren, dass Tjimbinaye schwanger ist. Sie drücken sich vor jeder Verantwortung, nur Tjimbinaye ist da ja nicht anders, sobald sie wieder ein Kind geboren hat bringt sie es zu ihrer Mutter und macht danach so weiter wie bisher. Das andere Problem an ihrer Lebensweise ist ja auch noch, dass sie ohne Kondom als Verhütung ein gefundenes Fressen für Aids ist. Nach Lis Aussagen hat sie nämlich einen Mann nach dem andern. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie nicht HIV positiv ist und vor allem, dass sie ihr Leben noch ändert bevor es zu spät ist. Ausserdem hoffe ich auch, dass Lis jetzt konsequent ist und sie erstmals nicht mehr aufnimmt im APC.
Jetzt habe ich noch eine lustige oder besser gesagt eher traurige Geschichte von Meme (Haushalts- und Gartenhilfe von Lis). Wenn Meme eben auf die Toilette gehen muss, geht sie immer ins APC, es würde ihr nicht im Traum in den Sinn kommen aufs Shilumbu (so werden wir Weissen genannt) Klo zu gehen. Dabei ist ja wirklich nichts dabei, ausserdem ausser mir gehen praktisch nur Schwarze auf dieses Klo, also ist es eigentlich gar kein richtiges Shilumbu Klo. Eines Mittags hatten wir dann eine Diskussion mit ihr, warum sie nicht auf dieses Klo geht. Ihr geht es, so wie ich das verstanden habe darum, dass Lis ihr höher gestellt ist. Das hat für Meme etwas mit Respekt zu tun. Respekt ist in diesen Kulturen hier eben fest verankert und wichtig. Ich habe ihr dann erklärt, dass Lis gar nicht diese Toilette benutzen würde und ich ja viel jünger sei als sie, demnach ihr unterstellt. Da das für sie nicht zählte, habe ich herausgefunden, dass es wohl vor allem um die weisse Hautfarbe geht und das ist ja schon ziemlich schrecklich. Hier haben noch ganz viele Menschen das Gefühl wir Weissen seien bessere Erdbewohner. Du kannst denen noch so oft erklären, dass das absoluter Humbug ist, es ist ganz fest in denen drin.



Das ist jetzt eben Meme mit ihren beiden Enkelkindern.
Gestern Mittag hatten wir noch einen kleinen Zwischenfall wegen Riaan und Jake Francis. Riaan fing eben an im Wohnraum, wo ein paar noch assen, seine Schuhe auszuziehen. Jake erklärte ihm dann er solle dies in seinem Zimmer machen. Er fing dann auch noch an seine Hose auszuziehen. Jake wurde langsam wütend und meinte zu Riaan er müsse vor ihm Respekt haben, da er der ältere sei. Er sagte ihm ausserdem noch wenn er jetzt nicht gehorchen würde, würde er es ihn mit Schlägen lehren. Ich erklärte Jake wie daneben ich das fände und dass man halt bei Kindern manchmal etwas zehn, zwanzig mal sagen müsse. Dazu kam noch es sah ja wohl jeder, dass Riaan nur Spass machte und Jake provozieren wollte.
Am Nachmittag brachte dann Jake tatsächlich einen Brief für Lis mit, in welchem er erklärte wie schrecklich er das Benehmen von Riaan gefunden hatte. Ich fand dieses Verhalten von Jake Francis ja reichlich daneben.
So das wäre es jetzt gewesen und damit verabschiede ich mich in die Ferien ;-)

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Montag, 10. Juli 2006
24. Itrag
Seit meinem letzten Bericht ist einiges passiert, hier in Tsumeb. Am Freitag, nach dem wir unsere Arbeit im APC beendet hatten, sind noch ein paar der Tanzmädchen zu Lis nach Hause gekommen. Sie wollten Lis fragen, ob sie samstags bei „Merry go round“ (das war die Chilbi) tanzen gehen dürften. Als es dann Zeit wurde für die Mädchen nach Hause zu gehen, erklärte ihnen Lis, sie dürften schon dort tanzen, sie müssten einfach selber fragen gehen. Patricia und ich begleiteten die Mädchen dann, da es schon ziemlich spät war, nach Hause, damit die Eltern sahen, dass die Tanzgirls die ganze Zeit bei uns gewesen waren. Bevor wir aber zu ihren Unterkünften marschierten machten wir noch einen Abstecher zu „Merry go round“, damit die Mädchen anfragen konnten, ob sie am Samstag tanzen dürfen. Zuerst einmal fragten sie dreimal die falschen Leute bis sie dann endlich den richtigen Mann für ihr Anliegen fanden. Ich dachte ja, dass dieser Mann ganz bestimmt Nein sagen würde. Er hatte so einen komischen Gesichtsausdruck, die Mundwinkel hingen nach unten und er schien gelangweilt zu sein. Aber welch ein Wunder, er sagte den Mädchen zu. Er gab dann noch jeder von ihnen zwei Tickets für die Bahnen. Die vier Tanzmädchen waren überglücklich, sie haben richtig gestrahlt und ihrer Freude auch Ausdruck verliehen. Wir gingen dann also überglücklich in die Richtung ihrer Häuser. Wir waren richtig ausgelassen und fröhlich, obwohl die Gegend in die wir gingen, alles andere als schön war. Überall nur primitive Blechhütten. Ich schaute, dass ich nicht nach rechts und links schaute und vermied es auch den Menschen dort ins Gesicht zu schauen. Ich wollte nicht, dass sie das Gefühl bekamen wir kämen gaffen wie erbärmlich sie wohnen müssen. Wir lieferten dann also die Kinder heil bei ihren „Häusern“ ab und beeilten uns wieder zu Lis Haus zu kommen. Wir hatten eben noch mit Raimi und ein paar anderen Kindern abgemacht, dass wir mit ihnen an die Chilbi kämen. Als wir dann bei „Merry go round“ ankamen entschieden Patricia und ich, dass wir allen eine Runde auf einer Bahn spendieren würden. Schlussendlich waren wir zu zwölft und hatten nach dieser Runde alles Geld aufgebraucht, das wir dabei gehabt hatten, aber es war lustig und hatte sich gelohnt.



Das ist die Gruppe, die mit uns an der Chilbi war ;-)
Irgendwann gingen wir dann alle zurück zu Lis. Es war noch Rice Sohn, Emanuel, dabei. Er hatte uns allen, Lis eingeschlossen, angegeben sein Vater und seine Schwestern seien in der Kirche und sie wüssten, dass er bei uns war. Nur, das stimmte nicht. Während wir an der Chilbi waren, war Rice bei Lis gewesen und hat Emanuel gesucht, er hätte nämlich seit fünf Uhr zu Hause sein müssen. Als wir bei Lis ankamen war es nach neun. Wir, Patricia und ich entschieden uns, dass wir alle Heim begleiten würden. Emanuel war total geknickt als wir uns auf den Weg machten. Es stellte sich heraus, dass er Angst hatte nach Hause zu gehen, weil er befürchtete, sein Vater würde ihn verhauen. Wir waren entsetzt, vor allem, ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass Rice seine Kinder schlagen würde. Er machte ja schon viele dumme Sachen, aber schlagen? Wir versprachen dann Emanuel, dass wir mit seinem Vater sprechen würden. Als wir dann bei seinem Haus ankamen erklärten wir Rice, es sei unsere Schuld gewesen, wir hätten die Kinder eingeladen mit uns an die Chilbi zu kommen. Rice meinte, es sei schon in Ordnung. Wir waren erleichtert.
Als Patricia und ich dann endlich wieder zu Hause waren, war es etwa elf Uhr. Wir hatten total Hunger und entschieden uns, dass wir jetzt noch Spaghetti kochen würden. Es war ein wahrer Genuss diese dann zu essen ;-)
Am Samstagmorgen hatte ich dann noch mit meinem lieben Schatz telefoniert, danach hatte uns Lis ins Etosha-Café eingeladen. Es war interessant, sie erzählte uns viele spannende Geschichten aus ihrem Leben hier in Namibia.
Am Nachmittag gingen wir dann mal mit einer Horde Kinder schauen wie die Mädchen tanzten. Es war ziemlich haarsträubend. Bis kurz vor Beginn ihrer Show waren sie noch an den Ständen der Chilbi und als die Musik begann waren sie nicht wirklich parat. Das Tanzen wäre ja noch einigermassen gut gewesen, nur zu wenig Power, aber was viel schlimmer war, mitten im Tanz wussten sie nicht mehr weiter und hörten dann einfach auf zu tanzen. Es war schrecklich für einen öffentlichen Auftritt. Als ihre Aufführung dann beendet war, sagten wir ihnen, dass wir nicht sehr viel von ihrem Auftritt gehalten hatten und sie müssten das nächste Mal wirklich besser vorbereitet sein. Als der Mann mit der Cd zurück kam schafften sie es noch nicht einmal, sich bei ihm zu bedanken, dass sie dort tanzen durften. Ich denke ich darf sagen, dass wir danach alle ziemlich enttäuscht und gereizt waren.
Am Sonntag ist ein Mädchen, Queendeleen, zu Lis gekommen. Es hat sich herausgestellt, dass sie die ganze Nacht nicht zu Hause war und sie ist erst vierzehn Jahre alt. Sie wohnt eben bei einer Tante, da sie Vollwaise ist. Sie ist, wie man so schön sagt, mitten in der Pubertät und ist lieber in den Nachtclubs als zu Hause. Das grosse Problem sind eben auch die älteren Männer, die Sugardaddys, die ihr irgendwelche Versprechungen machen. Ich hoffe nur für das Mädchen, das sie ihr noch nie an die Wäsche gegangen sind, leider bezweifle ich das. Nun zurück zu gestern Sonntag, ihre Tante war so empört über ihr Verhalten, dass sie sie zum Teufel jagte. Sie meinte es sei ihr egal, wenn sie in Nachtclubs oder auf der Strasse übernachten müsse, aber nach Hause müsse sie nicht mehr kommen. Diese Tante hat wirklich wüst getan, anstatt dass sie sich mal richtig um dieses Mädchen kümmern würde. Lis konnte natürlich nicht zulassen, dass das Mädchen auf der Strasse landet und sagte sie könne vorerst mal bei ihr wohnen. Diese Nacht hat sie jetzt mal auf dem Sofa übernachten. Wir werden sehen wie diese schreckliche Geschichte weiter geht.
Es gäbe noch viele schlimme Dinge zu berichten, aber ich denke, vorerst habe ich euch genug Schlimmes beschrieben. Solche schlimmen Verhältnisse sind hier an der Tagesordnung. Wenn man so behütet aufwächst wie wir, kann man sich gar nicht vorstellen, wie es ist wenn man unerwünscht ist und überhaupt keine Liebe zu spüren bekommt.

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